Seit 9. Dezember 2020 ist das gemeinsame Singen in öffentlichen Räumen untersagt. Das schreibt und sagt sich einfach. Doch die Sehnsucht ist gross: Singen wird vermisst.
Musik spielte in der Kirche schon immer eine wichtige Rolle. Die Lieder sind eine Art Antwort der Kirchgemeinde auf den Inhalt der Predigt. Wenn Lieder wegfallen, entsteht ein Monolog. «Es fehlt das Dialogische, das Miteinander», erklärt Martin Schmidt (reformierter Kirchenratspräsident des Kantons St. Gallen) mit Verweis auf den fehlenden Kirchgesang. Er weist darauf hin, dass in den Gottesdiensten immerhin MusikerInnen spielen und professionelle Sänger auftreten dürfen.
Sandra Fischer Rupp vom Liturgischen Institut Fribourg streicht die sozial-emotionale Komponente heraus. «Singen holt die Leute ganz niederschwellig in ihrer Emotionalität ab. Gerade in einer Feier nimmt sie die Leute mit, sich selbst zu engagieren.» Sie meint, dieser Aspekt würde von den Gottesdienstbesuchern sicher sehr vermisst.
Hugo Eisenbart ist Präsident des Zürcher Kantonal-Gesangsvereins. Dem Verein gehören 180 Chöre mit rund 4000 SängerInnen an. Eisenbart hofft, dass die mehrwöchige Singpause Chöre nicht zum Aufhören verleitet. Von der Alternative, über digitale Hilfsmittel wie Zoom oder Teams zu singen, hält er wenig.
Maria Laschiner von der Musik-Akademie Basel unterrichtet normalerweise 250 Kinder und Jugendliche. Sie vermisst den Chorgesang richtiggehend und glaubt, dass die Kinder und Jugendlichen das Singen auch vermissen. Die Schwingungen, welche beim gemeinsamen Singen entstehen, liessen sich nicht über einen Computer übertragen, erklärt Laschinger.