Von Rebecca Blatter
Als Kind erlebt Pascal Brawand physische und psychische Gewalt. Er wird bedroht, verprügelt und verspottet. Für ihn ein Grund, professionell boxen zu lernen.
«Ich habe als Kind zu Gott geschrien, warum willst du, dass ich so leiden muss? » Pascal hat ein gespaltenes Verhältnis zu Gott – und wendet sich vorerst von allen Glaubensdingen ab. Trotz allem setzt er sich Mitte zwanzig bewusst mit Religionen auseinander. Anlass dazu ist eine Christin, in die er sich verliebt. «Ich war fast etwas neidisch auf sie, denn bei ihr lief das Leben wie am Schnürchen. Ganz anders als bei mir», sagt Pascal rückblickend über seine heutige Ehefrau.
Der neu Suchende beschäftigt sich mit verschiedenen Religionen und Philosophien dieser Welt. «Aber irgendwie gaben sie mir nicht, was ich suchte. » Und so schlägt Pascal eines Tages doch die Bibel auf. «Als ich diese Bibel öffnete, kam mir so eine grosse Liebe entgegen. Es war, als nehme mich jemand in seine liebenden, starken Arme. » Kurz darauf schliesst er sich einer Kirchgemeinde an und lässt sich taufen. Der Glaube gehört heute zu Pascals Alltag. Er gibt ihm Sicherheit und Kraft, auch in schwierigen Situationen weiterzumachen.
Boxen stärkte ihn
Als Teenager aber gibt ihm das Boxen diese Kraft. Damals sieht er sich einen RockyFilm an und genau dieser Boxfilm bewegt ihn schliesslich dazu, ebenfalls mit dem Boxen anzufangen. Der junge Boxer wird Junioren und Amateurschweizermeister bei der Elite und absolviert neben seinem Hobby eine Maurerlehre. Später macht er eine weitere Ausbildung als Anlagen und Apparateurbauer. «Das war eine Zeit des Rumhängens, des Reisens und der Exzesse. »
Doch dann kommt es Schlag auf Schlag: Pascal lernt seine zukünftige Frau kennen, erhält eine Stelle als Sport und Boxlehrer in Bern und studiert im Fernstudium praktische Theologie. Aber: «Ich hatte meine Vergangenheit nicht verarbeitet. » Nun ist es an der Zeit, dies bewusst zu tun. Pascal besucht regelmässig Gottesdienste und geht zur Seelsorge. «Zwar war es eine Zeit der Tränen, aber vor allem auch eine Zeit der Heilung – von Gott hören und Gott erleben waren die Schlüssel dazu», sagt er heute. Es geht bergauf mit ihm. «Jetzt lief es wie am Schnürchen, ohne mein Zutun. Manchmal dünkte es mich zwar etwas langsam. Aber rückblickend war es genau das Tempo, das gut für mich war. »
Heute arbeitet Pascal als Jugendarbeiter in einer Kirchgemeinde und ist Besitzer einer Boxschule, bei der neben dem Fitness- und Sportbereich auch die mentalemotionale Entwicklung der Menschen verfolgt wird. Er trainiert mit Menschen jeden Alters in Coachings, die oft auch von Psychologen vermittelt werden. Der Boxlehrer ist überzeugt: «Mein Leben wurde von Gott zum Guten gelenkt – er macht etwas aus meinem Leben. Und wenn er das bei mir kann, dann kann er es bei anderen erst recht. »