Kaum etwas spaltet die Gemüter so sehr wie Musik. Geht es um Worship, werden die Meinungen noch vielfältiger. Während für die einen Worhsip zum christlichen Schlager verkommt, finden andere durch genau dieses Genre einen Zugang zu Gott.
Simon Müller, der Musikchef von Radio Life Channel, spielt seit vielen Jahren in einer Worship-Band und freut sich, wenn viele hundert Menschen gemeinsam Lieder singen, in denen Gott im Zentrum steht. «Wir führen damit die Tradition der alten Kirchenlieder weiter. Die Texte und die Melodien sind vielleicht neu, aber das Ziel ist immer noch dasselbe.» Die Kritik, dass Menschen mit Worship auch manipuliert werden können, sieht Müller durchaus realistisch. «Schwarze Schafe gibt es überall. Aber die meisten sehen ihre Verantwortung und gehen mit Sorgfalt an diese Aufgabe. Natürlich sind diese Lieder emotional. Das darf Musik auch sein. Wir Schweizer sind ja von unserem Naturell her eher rational geprägt. Mit Worship-Musik können wir Menschen tatsächlich emotional berühren. Dies hilft vielen, in eine neue Beziehung zu Gott zu kommen.»
Manchen Kirchenbesuchern sind die Worship-Zeiten zu lang und zu emotional. Diese Leute fühlen sich wohler mit den alten Kirchenliedern, die oft sogar noch ganze Geschichten erzählen. Müller kann das gut nachvollziehen. Denn einerseits ist Musik immer Geschmackssache und anderseits sind die alten Lieder vertrauter.
«Bei Songs, die Geschichten erzählen, fällt es aber oft nicht einfach mitzusingen. Nicht jeder kann die Situation für sich selbst nachvollziehen, die den Komponisten zum Schreiben bewogen hat.» Solche Lieder würden sich eher als thematischer Vortrag eignen, meint Müller. Mit Liedtexten, die zum Beispiel aus biblischen Wahrheiten bestehen, könne sich hingegen eigentlich jeder Gottesdienstbesucher einverstanden erklären und daher mit ganzem Herzen in den gemeinsamen Gesang einstimmen.
Musik, auch Kirchenmusik, sollte letztlich immer irgendwo auch gesellschaftsrelevant sein. Immer nur vom Himmel zu singen hilft uns auch nicht, wenn die Texte nicht in unserem Alltag wirksam werden können. Für viele Worship-Verantwortliche ist deshalb auch wichtig, was sie zwischen den Liedern sagen. Mit Worten, Liedtexten und Musik schaffen sie eine Einheit, die Gott ins Zentrum stellt. Das ist die Hauptsache, alles andere ist Nebensache.