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(c) 123rf

Gott ist … viel grösser als meine Schublade

Dies hat Pfarrerin Janine Haller festgestellt.
 
Publiziert: 17.09.2020

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Ich liebe Sicherheiten, Beständigkeit und Routine. Ich liebe Geschenke, aber Überraschungen sind so gar nichts für mich. Erwarte nichts, dann wirst du auch nicht enttäuscht – nach diesem Motto lebte ich früher. Ähnlich gehen Menschen in meinem Umfeld mit Gott um. Sie versuchen Gott in eine bekannte Schublade zu befördern. Schublade auf – Gott rein – Schublade zu und dann nichts mehr von ihm erwarten. Seitdem ich jedoch Gott kennengelernt habe, durfte ich feststellen, dass Gott für mein Schubladendenken viel zu gross ist.

Gott packt mich nicht in eine Schublade
Unser Gottesbild ist von verschiedenen Einflüssen, wie unsere Herkunft und Familie, geprägt worden. Ich bin in der ehemaligen DDR ohne jeglichen Glauben an Gott aufgewachsen. Erst mit 16 Jahren durfte ich Gott kennenlernen und habe ihm mein Leben anvertraut. In all diesen Jahren habe ich Gottes Eingreifen und Wirken auf ganz unterschiedliche Weise erleben dürfen. Sei es durch erhörte Gebete, gelöste Situationen, gute Begegnungen oder schlicht durch Wunder. Und doch habe ich meine ganz eigene Vorstellung, wie Gott sein sollte. Und schwupp, habe ich Gott in meine Gottes-Schublade gesteckt. Das nicht zu tun ist gar nicht so einfach. Aber Gott ist überraschend anders: Er steckt mich nicht in eine Schublade. Er verspricht mir in der Bibel: « ‹Denn ich weiss genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe›, spricht der Herr, ‹mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.› » (Jeremia 29, Vers 11) Gott hat einen Plan für mein Leben. Er legt mich nicht auf meine jetzigen Schwächen und Stärken fest. Gott öffnet mir Freiräume, ihn immer besser kennenzulernen und mich selbst zu verändern.

Gott überrascht mich immer wieder
Ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, seine Meinung über Gott immer wieder neu zu überdenken. Gott ist zum Glück kein Feuerlöscher: «gut ihn zu haben, aber noch besser, wenn man ihn nicht braucht». Mit meinen Konfirmanden schaue ich mir immer wieder die unterschiedlichen Bezeichnungen für Gott in der Bibel an. Wir reden darüber, welche ihnen zusagen und gefallen, und welche sie eher schwierig und unverständlich finden. In den Diskussionen über Gott als Adler, Arzt oder aber auch als Henne oder gar Kriegsheld entdecke ich selbst immer wieder ganz neue Seiten an Gott. Er ist nicht einfach ein heiliger Gott, himmlischer Vater oder bester Freund. Er ist alles und noch so viel mehr!

Gott verändert mein Leben
Gott sieht in mir sein geliebtes Kind. Er hat mich in seine Familie aufgenommen. An diesem Versprechen gibt es nichts zu rütteln. Bei meiner Taufe bekam ich einen Vers aus dem Johannes-Evangelium zugesprochen: «Wenn ihr euch nach meinen Worten richtet, seid ihr wirklich meine Jünger. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.» (Johannes 8, Vers 31b-32) Das möchte ich als sein Kind: mich nach seinen Worten richten. Und hier erlebe ich, wie Gott mein Leben immer wieder Stück für Stück zum Besseren verändert und mich so zu dem Menschen macht, den er sich vorstellt. Je mehr ich Gott kennenlerne und ihm vertraue, umso mehr erkenne ich seine Wahrheit. Und dann gilt sein Versprechen: Gottes Wahrheit macht mich frei. Frei, mich nicht mehr nach den Wünschen der Welt richten zu müssen. Frei, nicht mehr von den Erwartungen der Menschen abhängig zu sein. Gottes Freiheit hilft mir zu erkennen, dass er mich immer liebt und ich nichts daran ändern kann.

 

Zur Person

Janine Haller, Pfarrerin der evangelischen Kirchgemeinde Matzingen, verheiratet mit Pascal Haller und Mutter von drei Kindern. Wenn etwas Zeit bleibt, «lettere» (Kunst des Zeichnens von Buchstaben) ich für mein Leben gerne. (www.heavensart.ch)

 

Serie «Gott ist …»
Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer zwölfteiligen Serie teilen Theologinnen und Theologen aus unterschiedlichen Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.

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