Von Andreas Keller
Haben Sie auch schon mal gewisse YouTube-Videos angeschaut, die solch klingende Titel wie «Die neusten Ausraster im Bundestag» oder «Pleiten, Pech und Pannen» oder «Massenschlacht im Einkaufszentrum» tragen? Die Gefühlslage schwankt zwischen humorvoller Belustigung und blankem Entsetzen: Wo führt das noch hin mit unserer Gesellschaft?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die zunehmend gesellschaftliche Polarisierung liegt mir schwer auf dem Magen. Sie verletzt nicht nur uns Menschen, sondern lässt auch Gottes Herz schmerzen. Manchmal gleichen unsere Begegnungen untereinander eher einem Abtasten nach gesellschaftlichen Tretminen als nach einer vertrauensvollen Zuwendung an die Person, die vor einem steht. Die gute Nachricht trotz Pulverdampf: Uns fängt an zu dämmern, dass wir die Gräben von Schuld, Anklage, Zwistigkeiten, Vorwürfen und Bitterkeit nicht aus eigenen Kräften überwinden können. Der gesellschaftliche Hunger nach einem versöhnenden Brückenbauer wächst. Wäre das nicht eigentlich eine Kernkompetenz von uns, die wir doch den Namen «Christos – der Gesalbte» in unserem Selbstverständnis tragen?
Wohl auch aus persönlicher Betroffenheit habe ich in den vergangenen Jahren angefangen, die Person von Jesus nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen und auf mich und meine Überzeugungen einwirken zu lassen. Jesus Christus auf Erden war keine weltfremde, körperleere Erscheinung, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Meinungen und Gefühlen, mit Vorlieben und Versuchungen. Und er hat sich dem Zusammenleben mit anderen Menschen, die völlig anders tickten als er, nicht entzogen. Im Gegenteil: Er zog sie an! Wie kommt es, dass er in seiner Schar von Jüngern die unterschiedlichsten politischen Spektren vereinen konnte? Vom Zeloten, der das Grossreich Israel durch Gewalt wiederherstellen wollte, bis zum Kollaborateur mit der römischen Besatzungsmacht war so ziemlich alles vorhanden. Jesus trug den Stallgeruch von Bethlehem und beeindruckte die Schriftgelehrten im Tempel in Jerusalem. Er fing Fische mit seinen eigenen Händen und briet sie für seine Jünger zum Frühstück. Jesus wusste, wie man einen Hobel übers Holz führt, und er kannte die Dynamik einer Dorfgemeinschaft und die einer minderbemittelten Agglomeration mit geringem Selbstwertgefühl. Er wusste etwas mit einer Schriftrolle des Propheten anzufangen, die ihm in der Synagoge gereicht wurde, und er erntete den Respekt von Offizieren der römischen Besatzungsmacht, weil er ihnen auf Augenhöhe begegnete. Jesus war Städter und gleichzeitig einer von denen, die in der Einfachheit des Landes lebten. Jesus war ein «Bergler», der nächtelang auf den Bergen betete, und er war ein «Unterländer», der sich im Tal den dämonisch geplagten Menschen annahm.
In der Tat: Jeder und jede kann sich in unserem wunderbaren Gott wiederfinden und zur Ruhe kommen. Die Botschaft des Evangeliums ist das Heilpflaster für unsere Gesellschaft. Glauben Sie der Lüge nicht, dass die «Gute Nachricht» an Aktualität verloren hat. Im Gegenteil: Eine Renaissance des Glaubens steht vor der Tür und somit auch ein Neuanfang zu einem versöhnten Miteinander.
Buch «Für mein Bestes» von Andreas Keller
Andreas Keller eröffnet hier eine faszinierende Gesamtschau über das Miteinander der Generationen im Reich Gottes. Wo das Wunder einer neuen Gemeinschaft in unseren Familien, Kirchen und in unserer Gesellschaft geschieht, empfangen wir den reichen Segen der biblischen Verheissungen – für unser Bestes.
Serie «Gott ist …»
Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer Serie teilen Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.
