Er ist der höchste Reformierte der Schweiz und vertritt als Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes ungefähr zwei Millionen Reformierte. Gottfried Locher möchte aber kein Glaubensfunktionär sein. Er will ermutigen, ermahnen und ermöglichen. Denn trotz Mitgliederschwund gebe es aktive und lebendige Kirchgemeinden, die es zu motivieren gelte. Es sei wichtig, dass diese weiterhin gute und wertvolle Arbeit leisten.
Locher selbst hat Profil und will selbstständig Denkende in der Kirche haben. Nicht mit Macht, sondern mit guten Argumenten und seinem persönlichen Glauben will er überzeugen. Dabei sagt er: «Manchmal herrscht in der Kirche zu viel Harmonie.» Er plädiert dafür, wieder streiten zu lernen.
Locher ist auch Brückenbauer – wie sein Besuch bei Papst Franziskus im Frühjahr 2016 zeigte. Sie hätten gemeinsam das «Vaterunser» gebetet. Von Zeit zu Zeit zieht sich Locher ins Benediktinerkloster Einsiedeln zurück, um dort neue Kraft zu schöpfen.