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«Es geht mir besser als zuvor»

 
Publiziert: 12.03.2014

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Von Mathias Fontana

Vera Hahn hat vor rund neun Monaten eine neue Leber erhalten. Die 46-jährige Lektorin erzählt im Interview, wie sie zum Entscheid für eine Organtransplantation gefunden hat und wie sie heute mit der neuen Leber lebt.

Sie haben im vergangenen Jahr eine neue Leber erhalten. Warum brauchten Sie ein neues Organ?
Im Jahr 1998 wurde bei mir eine genetisch bedingte Zystenleber diagnostiziert. Dabei bilden sich Hunderte von Zysten in der Leber, lassen sie dadurch immer grösser werden. Die Leber verdrängt und beeinflusst so etliche andere Organe, mit einer Vielzahl von Beschwerden. Mit der Zeit lässt auch die Leberfunktion nach, und durch die enorme Grösse der Leber wird die Lebensqualität immer schlechter. Als ich dann letztes Jahr eine schwere, wohl lebensgefährliche Entzündung in der Leber hatte, die zu einem 14-tägigen Spitalaufenthalt führte, riet man mir, nun doch eine Transplantation ins Auge zu fassen. Es wurde alles in die Wege geleitet, und wunderbarerweise habe ich schon im August eine Spenderleber erhalten.

Fiel Ihnen der Entscheid für die Transplantation schwer?
Nein. Schon vor vielen Jahren, mit etwa achtzehn, war mir klar, dass ich Organspender sein möchte. Damals einfach nur, um nicht «umsonst» gestorben zu sein und noch etwas Gutes getan zu haben. Später, als ich Christin wurde, habe ich diese Entscheidung nie ernsthaft angezweifelt. Im Gegenteil. Da mir bewusst war, dass ich sowieso zu «Staub» zerfalle und später bei Gott eine neue Art von Existenz bekomme, behielt ich meinen Ausweis. Und da mir die Spende so selbstverständlich war, habe ich damit auch irgendwie automatisch die Entscheidung für den Erhalt eines Organs getroffen.

Kennen Sie die spendende Person? Was haben Sie für eine Beziehung zu ihr?
Nein, wer die spendende Person ist oder was die Ursache der Spende war, erfährt man nicht. So kann man auch kaum eine Beziehung zu dieser Person entwickeln. Was ich machen kann – und das habe ich für das Ein-Jahres-Jubiläum vorgesehen –, ist, den Angehörigen und Freunden der spendenden Person eine Nachricht zu schreiben und von meinem neuen Leben zu erzählen. Diese Nachricht muss ich an die Transplantationskoordinatorin schicken, welche sie dann entsprechend weiterleitet.

Wie geht es Ihnen heute? Wie wirkt sich die Organtransplantation auf Ihr tägliches Leben aus?
Heute geht es mir verhältnismässig gut. Die Transplantation liegt erst knapp neun Monate zurück, und trotzdem kann ich schon wieder zu 50 Prozent arbeiten. Natürlich habe ich durch die vielen Medikamente noch die eine oder andere Nebenwirkung, aber es geht mir besser als zuvor. Es ist gewöhnungsbedürftig, zwei- mal täglich zu einer bestimmten Zeit Medikamente zu nehmen. Dank Smartphone-Wecker habe ich es aber noch nie vergessen. Etwas lästig ist, dass ich nur noch mit hohem Lichtschutzfaktor in die Sonne darf und sie besser ganz meiden sollte. Wegen der Immunsuppression ist nämlich nicht nur die Gefahr einer Infektion viel grösser geworden, sondern auch alles, was Krebs auslöst, ist für mich gefährlicher. Der Körper kann dann nämlich entartete Zellen nicht mehr im Ansatz bekämpfen, wie er das ohne Immunsuppression könnte.

Würden Sie selber Organe spenden, vielleicht auch nach Ihrem Tod?
Ja, natürlich. Wie gesagt, das ist mir schon lange so wichtig, dass ich immer einen Spenderausweis dabeihabe. Aber eine Lebendspende kommt bei mir wegen meiner Erkrankung und der Transplantation nicht in Frage. Nicht einmal Blut spenden war und ist erlaubt.

Wie denken Sie, sollten Christen mit Organtransplantationen umgehen?
Hm. Dazu kann ich nicht viel sagen, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Höchstens das: Man sollte sich frühzeitig – am besten sofort! – damit auseinander – setzen, ob man Spender oder Empfänger sein will. Dies in einer Notsituation den Verwandten bzw. Bevollmächtigten zu überlassen, halte ich für eine grosse Überforderung der Betroffenen. Also: Spender-Ausweis besorgen, ankreuzen, ob man Spender sein will oder nicht, und in den Geldbeutel stecken. Das nimmt der Familie im Falle des Falles eine grosse Last in einer sowieso schon schweren Lage.

 
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