Daniel Bürgi führt ein erfolgreiches und erfülltes Leben. Er ist jung, glücklich verheiratet und macht Karriere als Elektroingenieur. Doch er und seine Frau Karin lassen alles zurück und brechen auf nach Nepal. Dort gründen sie nach einiger Zeit ein Hilfswerk für Strassenkinder. Dieses Engagement hat Daniel schon fast alles gekostet. Trotzdem sagt er heute voller Überzeugung: «Ich bereue nichts.»
Die Leidenschaft für Kinder, die auf der Strasse aufwachsen, wird in Daniel auf einer Reise durch Indien geweckt. An einem Bahnhof wird Daniel von verwahrlosten Kindern bedrängt. «Es war das erste Mal, dass ich Strassenkinder sah. Ich war wie erstarrt.» In seiner Hilflosigkeit lässt Daniel die Plastiktüte in seiner Hand, die nur verfaulte Bananen und leere Bananenschalen enthält, los und geht weiter. «Als ich über meine Schulter zurückblickte, bot sich mir ein Bild, das ich nie mehr vergessen werde. Sie stritten sich um meine Abfälle!»
Der Weg nach Nepal
Dieses Ereignis lässt Daniel auch zuhause nicht mehr los. «Bei der Arbeit und in der Freizeit kam mir immer wieder das Bild dieser Kinder in den Kopf – oder mein Essen roch plötzlich nach Bananen.» So entscheiden sie sich schliesslich, nach Nepal auszuwandern. Dort arbeitet Daniel bei einem Hilfswerk, das Kleinkraftwerke produziert. Daneben startet er mit Karin eine Jungschararbeit, an der sofort über hundert Kinder teilnehmen.
Wenn das Leben verrücktspielt
Doch die Hitze in Nepal macht Daniel schwer zu schaffen. «Ich war nie länger als drei Wochen am Stück gesund.» Einmal sind sie nah dran, alles stehen und liegen zu lassen. Doch sie bleiben. Und auch als ihr jüngster Sohn Christoph plötzlich an einer Hirnhautentzündung erkrankt und stirbt, packen sie ihre Koffer nicht. «Wir merkten, dass der Einsatz in Nepal nicht gratis ist. Doch wir haben uns bewusst dafür entschieden, zu bleiben und Vollgas zu geben.» Die Liebe zu Nepal und seinen Bewohnern ist schon tief in Daniels Herz verwurzelt.
«HimalayanLife»
Ganz besonders haben die Strassenkinder Daniels Herz erobert. Er hat einen Traum für die Kinder und Jugendlichen, deren Lebensinhalt von Müll und Leimschnüffeln bestimmt ist. «Ich träume, dass sie ein Leben in der Fülle haben können. Geistlich, körperlich, sozial und kreativ.» Deshalb gründet er das Hilfswerk «HimalayanLife» mit Tageshort und Notunterkunft für die Kinder. Dort erhalten sie nicht nur Essen und einen Schlafplatz, auch Schulbildung und Sport stehen auf dem Programm. Zudem hat Daniel eine Pet-Recyclingfabrik gegründet, in der er Lehrstellen und Arbeitsplätze anbieten kann. Den Strassenkindern verhilft er damit zu einem strukturierten Tagesablauf, Reintegration in die Gemeinschaft und einer Zukunft. Auch wenn die Arbeit nicht immer einfach ist und Daniel schon viele Tiefschläge in Kauf nehmen musste, ist für ihn klar: «Ich liebe meinen Job.»