Von Hansjörg Keller
Im Spannungsfeld der Entwicklung in der Kommunikationstechnologie und schweren kritischen Vorwürfen an die Medienarbeit generell wirkt seit 50 Jahren das christliche Medienunternehmen ERF Medien.
Rückblickend würde ich sagen, dass mein Einstieg in die christliche Medienarbeit bei ERF Medien schlicht gesagt unkonventionell, aber aussagekräftig war. Der erste Arbeitstag begann nämlich am Bahnhof. Grund war ein geplantes Interview zum 50-jährigen Ende des Zweiten Weltkrieges. Es war im Mai 1995. Auf der Fahrt zum Gast erhielt ich die Basics, die Grundlagen der Arbeitsweise bei ERF Medien, vermittelt. Und diese Grundlagen – das zeigte sich je länger ich hier arbeitete und je besser ich die christliche Medienarbeit von ERF Medien kennenlernte – waren Grundlagen, die diese Arbeit seit jeher prägten. In zeitgemässer Sprache und über die jeweils aktuellen Medienkanäle wurden Themen rund um den christlichen Glauben aufgegriffen und vermittelt. Das, was wir heute im Leitbild formulieren: «Wir berichten über Gott und die Welt.» Und wie gelingt das besser, als wenn Menschen aus ihrem Leben und von ihren Erfahrungen und Entdeckungen berichten?
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich vertiefter mit der Geschichte von ERF Medien in der Schweiz. Und diese nimmt ihren Anfang Ende der 60er-Jahre und mündet am 7. März 1973 in die Gründung des Vereins «Evangeliums- Rundfunk Schweiz». Es ist die Zeit, in der Martin Cooper das erste «Handy», oder sagen wir besser schnurloses Telefon, nutzte. Damit wurde er übrigens der «Vater des Mobiltelefons».
Nahe bei den Menschen und am Puls der Zeit
Die Arbeit von ERF Medien im Kontext der Geschichte und der technologischen Veränderung anzuschauen, schafft das Verständnis für gewisse Entwicklungsschritte. Denn das steht fest: Soll eine Mission über lange Zeit verfolgt werden, muss der Wandel der Zeit beobachtet und berücksichtigt werden. Wären ERF Medien bei dem stehen geblieben, was ursprünglich initiiert wurde, würde die Existenz heute wohl kaum noch bemerkt. All die Rückmeldungen von Menschen, die über einen der verschiedenen, momentan aktuellen Kanäle angesprochen wurden, würden wir nicht erhalten.
Abgeleitet aus meinen Beobachtungen wage ich zu behaupten, dass die Pioniere der christlichen Medienarbeit heute an derselben Stelle stehen würden. Der «rote Faden» durch die Geschichte von ERF Medien generell und in diesem Fall in der Schweiz ist der, dass christlicher Glaube verständlich und nachvollziehbar kommuniziert wird. Und das, so war es schon immer das Ziel, sollte einladend und nicht dogmatisch einengend umgesetzt werden. Das aktuelle Leitbild bringt es daher treffend zum Ausdruck: «Wir berichten über Gott und die Welt.»
Wenn man längere Zeit bei demselben Arbeitgeber angestellt ist, erlebt man zwangsläufig Veränderungen. Das können zum Beispiel nur schon technikgetriebene Veränderungen sein. Zu Beginn meiner Arbeit nutzten wir als Aufnahmegeräte für Radiointerviews spezielle, schwere Tonbandgeräte mit Spulenbänder. Bald schon wurden sie durch handliche und leichtere Kassettengeräte abgelöst. Die Entwicklung ging weiter und die Digitalisierung begann. Entwicklungsschritte, die gegeben waren und die zu beachten waren, wenn man sein Produkt absetzen wollte. Und das wollten wir bei ERF Medien. Ohne eigenen Verbreitungskanal arbeiteten wir als «Fachredaktion Kirche und Gesellschaft» und konnten die produzierten Beiträge bei den privaten Radiostationen – 23 waren es zeitweise! – ins Programm bringen.
In der Zwischenzeit kam noch ein ganz anderer Verbreitungskanal dazu: das Fernsehen (1995). «Glauben entdecken, Leben gestalten» war auch da der Grundsatz, nach dem, zusammen mit der Alphavision, Fernsehbeiträge produziert wurden. Die Frage ist berechtigt: Muss jeder Schritt mitgemacht werden? Wenn dem ursprünglichen Anliegen Rechnung getragen werden will, Menschen über zeitgemässe Kanäle die christliche Botschaft näherzubringen, dann müssen wir dort sein, wo die Menschen sind: «auf den Marktplätzen unserer Zeit».
Schon kurze Zeit später eröffnete sich ERF Medien wieder ein neuer Kanal: das Internet (1996). Die erarbeiteten Beiträge konnten auf diesem Weg nochmals einem erweiterten Publikum zugänglich gemacht werden. Jetzt war es plötzlich möglich, Artikel zu lesen, zu hören und sogar anzuschauen. Zugegeben, die Angebote auf dem jüngsten Kanal wurden nicht auf Anhieb rege genutzt. Aber ERF Medien präsentierten die Beiträge treu dem Grundsatz, dass Menschen auf diesem zeitgemässen Kanal von Gott hören sollen. Ja, die Medienarbeit hat sich verändert, aber das Anliegen bleibt dasselbe.
Herausforderungen wahrnehmen, prüfen und weitergehen
50 Jahre gibt es nun ERF Medien in der Schweiz. Ein Moment, um zurückzuschauen, obwohl die Ausrichtung nach vorne ist. Es ist faszinierend zu sehen, dass auch heute ein engagiertes Team, quer durch alle Altersgruppen, daran ist, die Arbeit weiterzuführen, zu der 1973 in der Schweiz der Grundstein gelegt wurde. Denn die Gegenwart und die Zukunft brauchen die gute Botschaft, dass Gott mit uns Menschen unterwegs ist und sein will. Das 50. Jahr ist zwar ein Meilenstein, aber keineswegs ein Grund, sich auszuruhen und sich nur der bisherigen Leistungen zu rühmen. Dem Grundsatz treu zu bleiben, heisst auch, ihn immer wieder auf die Zeit und die Möglichkeiten zu prüfen.
So wie es bisher war, ist es auch jetzt: Die neuen Technologien und Verbreitungsmöglichkeiten werden angeschaut und geprüft. Und wo es dem Grundauftrag von ERF Medien entspricht, werden neue Wege eingeschlagen und beschritten. Das zeigt auch der momentane Umbau. Neue Arbeitsabläufe, die engere Verknüpfung der verschiedenen Verbreitungstechnologien, schaffen Möglichkeiten, die genutzt sein wollen. Und ein engagiertes Team will dem Leitbild zum Leben verhelfen: «Wir berichten über Gott und die Welt.»