Illustration der Krippenszene von Weihnachten
Das Zentrum von Weihnachten: Jesus in der Krippe | (c) Christos Georghiou/dreamstime

Gott ist … im Stall geboren – na und?

Macht es für unseren eigenen Glauben einen Unterschied?
 
Publiziert: 15.11.2021 20.11.2021

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Von Michael Stollwerk

Dass Jesus nicht in einem 5-Sterne-Hotel geboren wurde, ist allgemein bekannt. Aber was bedeutet das für seinen Weg zu den Menschen und für uns heute? Wäre Jesus ein anderer, wenn er im Palast des Herodes das Licht der Welt erblickt hätte? Macht es für unseren eigenen Glauben einen Unterschied, ob wir in einem Stall oder in einer Villa gross geworden sind? Michael Stollwerk, reformierter Pfarrer in Stäfa, hat einen ganz persönlichen Zugang zu diesem Thema.

Mein Stall, das war ein kleines Kinderbettchen in einer 2-Zimmer-Wohnung mit knapp 40 m², direkt neben einer Kohlehandlung. Dazu gab es ein so genanntes «Plumpsklo» auf dem Hof und viele russgeschwärzte Katzen als ständige Begleiter. In diesem Ambiente bin ich gross geworden, gemeinsam mit meiner Mutter und einem Bruder. Der Vater starb früh an Krebs. Um Sozialhilfe zu beantragen war Mutter lange Zeit zu stolz. «Wir sind doch nicht arm!», meinte sie immer. Nein, als arm empfunden habe ich uns auch nicht. Diesen Eindruck gewann ich erst langsam – in der Schule – wenn ich aus Scham verschwieg, warum ich zum Kunstunterricht keinen teuren Malkasten oder Zeichenstifte mitbringen konnte.

Von daher hat es mich am Heiligabend im Gottesdienst auch nie sonderlich gerührt, wenn der Pfarrer pathetisch davon sprach, dass «der Sohn Gottes in der Armut eines Stalles zur Welt gekommen» sei. «Na und», dachte ich, «ein Stall auf dem Feld ist doch eigentlich ganz schön – im Vergleich zu einer Miniwohnung mit Kohlehandlung nebenan.» Mit diesem Hintergrund gelingt es mir bis heute nicht wirklich, mich darüber zu wundern, dass Christus in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde. Es ist für mich selbstverständlich in einer von Armut geprägten Welt. Vor allem aber: Es ist für mich heilsnotwendig – anders hätte der Sohn Gottes seine Mission gar nicht erfüllen können.

Auch dazu ein biografischer Zugang: Mein Weg als Christ führte mich kurioserweise nach dem Theologiestudium hin zu den Reichen, Gebildeten und Wohlstandsverwöhnten. Und ich staunte nicht schlecht, als ich mich 1998 in Washington D.C. «zufällig» in der Kirchgemeinde des damaligen US-amerikanischen Präsidenten und im Weissen Haus wiederfand. Dies alles hätte ich nicht überstanden, ohne Schaden an meiner Seele zu nehmen, wenn – ja, wenn es da nicht diese tief eingebrannten Erinnerungen an die Armut meiner Kindheit gegeben hätte. Ich wäre abgehoben und dem Trug des schönen Scheins verfallen.

Die Versuchungen, vor die Erfolg und Wohlstand uns tagtäglich stellen, sind ein laues Lüftchen gegenüber dem Sturm der Anfechtungen, die Christus in dieser Welt zu bestehen hatte. Der Widersacher Gottes mobilisierte bekanntlich bis hin zum Kreuz alle Mächte und Gewalten, um den Sohn Gottes von seiner Mission abzubringen (vgl. Matthäus 4 und 27,39 ff.) Ein Grundstein dafür, dass ihm dies nicht gelang, wurde nach meiner Überzeugung bereits in der Krippe gelegt. Der Sohn Gottes trägt die DNA der Armut in sich. Er wurde eben nicht auf Rosen gebettet. Das bewahrt ihn und uns davor, den Wohlstand zu vergötzen, dem Zeitgeist zu huldigen und vor den Mächtigen und Reichen die Knie zu beugen. Darum ist der Stall mir lieb!

 

Zur Person

Michael Stollwerk, Pfr. Dr. of Ministry, ist seit bald 30 Jahren als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Deutschland und in der Schweiz tätig; seit 2016 in der Reformierten Kirche Stäfa. Sein Herz schlägt für die Evangelisation und Jüngerschaftsschulung sowie für die Rechte von Kindern und alleinerziehenden Vätern.

 

Serie «Gott ist …»

Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer Serie teilen Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.

© Online-Redaktion ERF Medien
 
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